Nicht nur eine Kampagne

Sich dem neuen nähern - Jetzt 2.0 Frank Gerbert Clique G Marketing Workshops

Marketing-Experte Frank Gerbert kennt sich nicht nur mit Kommunikation, sondern auch mit Werten aus. Werte bieten Orientierung und gewinnen auch bei Kund*innen stetig an Be- deutung. Über den Anfang des Füreinander und den Weg zu einem nachhaltigen Gesellschaftskonzept und wo wir hier im Bezug auf unsere „Personalen Werte“ derzeit stehen.

Frank, alle Welt redet über Nachhaltigkeit. Und dennoch können viele Menschen das Thema noch immer schwer greifen. Warum ist das so?

 

Nachhaltigkeit ist ein Erlebniswert. Erlebniswerte setzen ein aktives Einlassen voraus und sind gekennzeichnet vom Entdecken und Erkennen. In dieser ersten Orientierungphase erkennen Menschen einen Bedarf oder sie haben eine Idee, die sie nicht mehr loslässt. Sie entdecken, dass da etwas Neues in der Welt ist. Erst danach findet das Verstehen und Lernen statt. In dieser versuchen die Menschen, sich dem Neuen zu nähern. Sie versuchen es zu verstehen. Sie setzen sich mit der Sache auseinander, reiben sich an ihr und probieren Lösungen aus, wie sie mit dem Neuen leben können. Es ist der wohl schwierigste Teil – Gelerntes auch tatsächlich zu leben und umzusetzen. In Sachen Nachhaltigkeit bewegen wir uns derzeit im Verstehen und Lernen. Wir sind immer noch auf der Suche nach den Lösungen, die für uns funktionieren.

 

Wann haben wir angefangen Nachhaltigkeit als „Personale Werte“ zu entdecken?

 

Aktuell versuchen wir noch immer Nachhaltigkeit richtig zu verstehen. Anfangs war Verzicht ein großes Thema. Wenn wir uns anschauen, wie Natur Nachhaltigkeit organisiert, können wir lernen, dass es nicht in erster Linie um Verzicht, sondern um Balance geht. Die Natur verzichtet nicht, sondern tariert alle Variablen eines Systems miteinander aus – „ein Füreinander“. Dieses Füreinander ist ein wesentlicher Orientie- rungspunkt für ein sinnerfülltes Leben. Sowohl in der Natur als auch beim Menschen.

Was haben wir vor der Zeit des „Füreinanders“ nicht bedacht?

 

Die Ressourcen wurden nicht mitbedacht. Die waren einfach weg und niemand hat sich darum gekümmert. Im Zeitalter des Füreinanders wird das nicht mehr der Fall sein, es geht um echte Nachhaltigkeit. Und der Mensch, der mit diesem „Personalen Wert“ in Kontakt kommt, erlebt Leidenschaft und Begeisterung. Er kann eintauchen und erlebt das Gefühl, ganz mit sich verbunden zu sein. Gerade dieser emotionale Aspekt der Nachhaltigkeit wird noch immer von vielen unterschätzt. Wenn wir hinterfragen, welche Dinge und wieviel Konsum wir wirklich zum Leben benötigen, begeben wir uns im Grunde genommen auf die Suche nach dem Sinn. Macht uns mehr Geld auf dem Konto glücklich? Oder ist es nicht doch eher der Abend mit Freunden, an dem gegessen, gesungen und gelacht wird? Oder die Wanderung in den Bergen? Oder das Schwimmen im Meer? In den Industrienationen haben wir für die meisten Menschen mittlerweile eine wirtschaftliche Grundlage erreicht, in der mehr Konsum nicht mehr automatisch für mehr Wohlbefinden sorgt. Es geht für uns daher verstärkt um die Frage, wie wir leben wollen.

 

Und die Antwort darauf ist Nachhaltigkeit?

 

Ja. Wir spüren es vielleicht noch nicht unmittelbar, aber wir ahnen immer mehr, dass unsere Welt durch unser Handeln in eine Dysbalance geraten ist. In oder mit einer Dysbalance kann man jedoch nicht dauerhaft leben. So geht es uns als Gesellschaft gerade. Das Fleisch schmeckt zwar noch, aber die Gedanken, was der übermäßige Konsum mit uns, der Natur und den Tieren anrichtet, die gehen nicht weg. Wir müssen daher nach einer Möglichkeit suchen, diese angesprochene Dysbalance wieder in Ordnung zu bringen. Damit unser schlechtes Gewissen Ruhe gibt.

 

Und in dieses Denken müssen wir erst noch vollständig hineinfinden?

 

Ja, das ist allerdings nicht leicht, da unser wirtschaftliches Denken und Handeln zuvor nahezu vollständig auf den Prämissen Wachstum und Konsum ausgerichtet war und in Teilen noch immer ist. Ein Anfang ist, dass sich immer mehr Menschen fragen, ob wir viele der Dinge, die wir produzieren und konsumieren auch wirklich brauchen. Gedanklich hatten wir den Ressourcen-Knopf wie in der Simulation von Donella und Dennis Meadows auf „Unendlich“ gestellt. Ein solches Handeln kann nicht funk- tionieren. Praktisch nicht, aber auch emotional nicht.

 

Was ist deiner Meinung nach notwendig, um Gelerntes auch tatsächlich zu leben und umzusetzen. Besseres Verstehen?

 

Durchaus. In diesem „Besseren Verstehen“ arbeiten wir ja auch. Die „Personalen Werte“, die wir mit unseren Kunden teilen, heißen Verstehen, Entfaltung, Entwicklung und Verantwortung. Diese Werte helfen uns, das Füreinander zu strukturieren. Beim Verstehen geht es um die Bedürfnisse unserer Kunden. Beim Wert Entfaltung geht es darum, Dinge möglich zu machen. Die Lösungen, die wir entwickeln, müssen nicht nur funktionieren, sondern unseren Kund*innen insgesamt weiterhelfen. Beim Thema Entwicklung geht es um den Ausbau nachhaltiger Energie, die Veränderung der Art und Weise wie, wir Energie erzeugen und verbrauchen. Verantwortung bedeutet für uns, dass die Nachhaltigkeit komplett vor der Gewinnoptimierung steht. Uns ist wichtig, dass wir diese vier Wertesäulen immer in einem Gesamtkontext betrachten. Die eine kann nicht ohne die andere existieren.